INTERVIEW
Ibbenbürener Volkszeitung 20.04.2013 Oliver Langemeyer    

2012 hat die KvG-Schule 150-jähriges Bestehen gefeiert. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigte sich August Böckmann schon lange mit dem wohl unruhigsten Teil der Geschichte der damaligen „Hauge Schoule". Er hat ein Buch darüber geschrieben.
METTINGEN. Die Jahre von 1942 bis 1945 waren für die „Hauge Schule" sehr unruhige Zeiten. Durch den zunehmenden Einfluss der Nationalsozialisten war der Schulbetrieb einem ständigen Wandel ausgesetzt. Die Folgen des Krieges brachten weitere Probleme. August Böckmann hat sich lange mit dem diesem Teil der Geschichte der heutigen Kardinal-von-Galen-Schule beschäftigt. Jetzt liegt Band I mit dem entsprechenden Titel „Die Hauge Schoule in unruhiger Zeit. Auf den Spuren einer Schule von besonderer Art" vor.
Im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt der gebürtige Recker, warum er ein Buch über seine ehemalige Schule geschrieben hat und worum es darin hauptsächlich geht.
 
Sie haben ein Buch über die „Hauge Schoule", die ehemalige Mettinger Rektoratsschule, geschrieben. Was hat Sie dazu bewogen?
Böckmann: Mir hat mal jemand gesagt: Die Jugenderinnerungen, insbesondere die Schulzeit, seien das Brot der alten Leute. Man kann diesen Spruch zwar ein Stück diskriminierend ansehen, er ist aber nicht ganz von der Hand zu weisen.

Also waren es hauptsächlich die Erinnerungen, die Sie zum Schreiben gebracht haben?
Böckmann: Das kann man so sehen. Zum einen war ich von 1943 bis 1949 selbst an dieser Schule. Zum anderen habe ich vor Jahren einen damaligen Mitschüler wieder getroffen. Danach haben wir beide dann laufend von diesem Brot gegessen oder uns daran ergötzt.

Wann haben Sie begonnen, das Buch zu schreiben?
Böckmann: So genau weiß ich das schon gar nicht mehr. Allerdings bin ich vor einigen Tagen beim Aktendurchblättern auf eine Anfrage gestoßen, die ich bereits Ende 1999 an den damaligen Vorsitzenden des Vereins der Schulfreunde gerichtet hatte. Damals dürfte ich mit den ersten Recherchen begonnen haben. Allerdings gab es manche Unterbrechungen. Das Buch hat sich erst langsam zum jetzigen Umfang entwickelt. Auch die „Dönkes" spielen nicht mehr die Hauptrolle.

Worum geht es Ihnen in dem Buch hauptsächlich?
Böckmann: Das ist vor allem die dauernde Metamorphose der Schule. In jenen Jahren wurde nämlich aus der privaten Rektoratsschule eine private Mittelschule, aus der privaten Mittelschule eine öffentliche Mittelschule und daraus eine nationalsozialistische Hauptschule. Nach dem Krieg wurde dann alles wieder rückgängig gemacht.

Was für Auswirkungen hatte das?
Böckmann: Man könnte das Geschehen mit einem Reptil vergleichen, das sich langsam häutet. So konnte der Schwanz der Schule schon neu, der Kopf aber noch alt sein, oder umgekehrt. Daraufhin wussten die Schüler oft gar nicht mehr, waren sie noch private Rektorats- oder Mittelschüler oder bereits öffentliche Mittelschüler oder gar schon nationalsozialistische Hauptschüler.

Was steht außerdem im Vordergrund des Buches?
Böckmann: Etwa wie sich auch diese Schule, gleich allen anderen, vor allem den privaten und kirchlichen Anstalten, dem nationalsozialistischen Geist zumindest äußerlich anpassen musste, um so lange wie möglich zu überleben. Dabei wird öfters über den Tellerrand von Mettingen geschaut, um vor allem jüngeren Lesern ein Gefühl für die Zwänge der damaligen Jahre zu geben.

Sie haben jedem Kapitel Ihres Buches zahlreiche Dokumente beigefügt.
Böckmann: Das dürften insgesamt um die 100 sein. Sie sollen manches in den Kapiteln noch verdeutlichen oder ergänzen. An ihnen dürfte man auch die Metamorphose dieses Buches ablesen können, nämlich vom Dönkes-Gedächtnisbuch zu einem auf Archivmaterial basierenden Sachbuch.

Sie haben einen zweiten Band angekündigt. Wann soll der herauskommen und wie ist der inhaltlich aufgebaut?
Böckmann: Möglichst noch im Sommer. Während der erste Band das Schulgeschehen chronologisch abhandelt, besteht der Zweite aus Einzelbetrachtungen. Dazu gehören etwa die Lebenswege von Lehrpersonen, die von den Nationalsozialisten bedrängt wurden sowie eine Betrachtung über den damaligen Mettinger Amtsbürgermeister Alfons Meyer. Nicht zuletzt gibt es im zweiten Band eine Dokumentensammlung über die Gründung der „Hauge Schoule" und der Agatha-Schule.

 
 
 
 
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